Kleiner Streuner, grosses Glück

Datum: 01. July 2025
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Meret Steiner und Julia Brosi vom ProTier-Team haben Sushi bei einem Katzenkastrations-Einsatz gerettet. Nun hat das Kätzchen eine neue Bleibe gefunden – und ist wohlauf.

Es sah gar nicht gut aus für Sushi Ende letzten Jahres. Meret Steiner und Julia Brosi vom ProTier-Team haben das Baby-Kätzchen und seine Geschwister Salsa und Snickers damals gerettet. Die Kolleginnen waren im Schrebergarten Juchhof, um streunende Katzen einzufangen und sie später kastrieren zu lassen. Dabei stiessen sie auf die drei abgemagerten und kranken Baby-Kätzchen. Nachdem ein Tierarzt diese entfloht, entwurmt und positiv auf Giardien getestet hatte, nahm sich Sarina Carisch ihrer an.

 

Die Tierpflegerin arbeitet im Tierhotel 5 Stern und ist dort für die Katzen verantwortlich. Um den Baby-Kätzchen die nötige Rund-um-die-Uhr-Betreuung bieten zu können, richtete sie kurzerhand eine Quarantäne-Station in ihrem Badezimmer ein und brachte die drei bei sich zuhause unter. Sie behandelte sie gegen die Parasiten Giardien, entfernte ihre Zecken, fütterte sie. Während Salsa und Snickers sich schnell für Nass- und Trockenfutter begeistern liessen und schön zunahmen, verweigerte Sushi auch die Katzenbabymilch aus dem Schoppen.

Stattdessen leckte er sie aus einem Schälchen, mal mehr, mal weniger. Einen Monat lang nahm er kaum zu. Mit sechs Wochen wog er nur 312 Gramm, so leicht sind kleine Kätzchen sonst mit etwa zwei Wochen. Salsa und Snickers wogen bereits doppelt so viel. Anfangs bissen und kratzten die Kätzchen Sarina Carisch, fauchten sie an. Sie aber setzte sich zu ihnen auf den Badezimmerboden, las ein Buch, war einfach da. Und schon bald konnte sie mit ihnen spielen.

Sushi setzte sich bereits am zweiten Tag auf Sarina Carischs Schulter. Und in dem Moment wusste sie: «Der bleibt bei mir». Nach der Quarantäne gab sie den drei Kätzchen ihr Schlafzimmer, verpackte alles mit Schutzbezügen und zügelte selbst aufs Sofa. Da die Kätzchen jetzt fitter und neugieriger waren, brauchten sie mehr Platz zum Spielen und Erkunden. «Ich wollte sie nicht nur gesund pflegen, sondern auch positiv prägen», erzählt sie.

Täglich wendete Sarina Carisch etwa zweieinhalb Stunden für die Pflege und Betreuung der Kätzchen auf. Ebenfalls dazu gehörte: putzen, putzen, putzen. Hatte sie Frühdienst bei der Arbeit, stand sie schon um vier Uhr auf. «Ich bin ein Tierschutzmensch, das stresst mich nicht», sagt sie. Ihre sechsjährigen Zwillingstöchter unterstützten sie und hockten immer wieder geduldig bei den Kätzchen.

Als Salsa und Snickers zehn Wochen alt waren, suchte Sarina Carisch ein neues Plätzchen für die beiden. Auf das Inserat meldeten sich einige Interessierte. Sie telefonierte mit allen und führte anschliessend mit vier Interessierten Bewerbungsgespräche bei sich zuhause. Bei einer Person passte einfach alles – dort leben die Geschwister nun zusammen mit einem Chihuahua.

Anfangs hat Sushi sie vermisst. Doch dann hat sich Sarina Carischs zweite Katze, Kater Socke, seiner angenommen. «Socke war Sushi sofort zugewandt, putzte ihn, spielte mit ihm und zeigte ihm Grenzen auf», erzählt sie. Sushi ist mit 1350 Gramm jetzt so schwer wie Salsa und Snickers vor zwei Monaten. Er sei immer noch ein «Hämpfeli», hole aber auf, auch was seine Entwicklung betrifft. So baut er aktuell seine Jagdfähigkeiten aus, indem er Spielsachen ihrer Töchter und Stifte durch die Wohnung trägt. Streiten die Mädchen, legt Sushi sich ruhig zwischen sie. Tagsüber ist er am liebsten auf Sarina Carischs Schoss, nachts schläft er auf ihrem Rücken. «Wir haben uns eingegroovt», sagt sie. «Wir lieben Sushi alle sehr.»

PROTIER IM EINSATZ

Die Tierschutz-Organisation NetAP (Network for Animal Protection) kastriert laufend Freigänger-Katzen aus fast allen Kantonen in der Schweiz und setzt sich für eine nationale Kastrationspflicht für sie ein.

Von NetAP hat das ProTier-Team den Fall im Zürcher Schrebergarten Juchhof angenommen und Lebendfallen ausgeliehen. Bei einer aufwändigen Aktion im November und Dezember 2024 konnte ProTier 25 streunende Katzen einfangen und kastrieren lassen.