Wissenswertes über den Igel

Datum: 06. October 2025
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Ein leises Rascheln im Laub, eine kleine Stachelkugel huscht durch die Nacht: Der Igel ist hierzulande ein bekanntes Wildtier. Simon Steinemann, Geschäftsführer des Zürcher Igelzentrums, erzählt von der momentanen Lage in der Schweiz, benennt häufige Missverständnisse und liefert hilfreiche Tipps, wie Igel unterstützt werden können. 

Wie geht es den Igeln in der Schweiz?

Untersuchungen zeigen, dass ihre Population in der Schweiz von 1990 bis 2015 um 40 Prozent abnahm und ihr Verbreitungsgebiet um 18 Prozent kleiner wurde. Laut einer Studie von letztem Jahr hat sich die Zahl der Igel in der Stadt Zürich auf diesem Niveau aber stabilisiert. Darüber freue ich mich, auch wenn ich dieses Resultat gerne nochmals bestätigt sehen möchte. Auf den Igelstationen ist die Zahl der Patienten über die Jahre immer etwa gleich. Von der Anzahl der Patienten kann aber nicht auf die Anzahl der Igel geschlossen werden. Etwa die Hälfte der Igel, die wir aufnehmen, schaffen es. Die Gründe, weshalb sie bei uns landen, sind vielfältig: äussere Parasiten wie Milben oder Hautpilz, Schnitt- und Bisswunden, Brüche oder innere Parasiten. Wir versuchen, sie mit einfachen medizinischen Mitteln gesund zu pflegen und bringen sie dann an den Fundort zurück oder wildern sie aus. 

Was sind die häufigsten Missverständnisse über Igel?

Vielen ist nicht bewusst, dass Igel Insektenfresser sind. Mein Grossvater stellte Igeln Milch mit Brotbrocken hin und in Kinderbüchern tragen Igel Äpfel auf ihren Stacheln ins Nest. Solche Bilder sind schwer aus den Köpfen der Leute zu bringen. Igel geniessen grosse Sympathien und viele möchten ihnen etwas Gutes tun und füttern sie. Das sollten sie bleiben lassen. Denn Igel sind Wildtiere. Zudem ist Katzenfutter für sie wie Junkfood für uns – hie und da in Ordnung, aber regelmässig schädlich. Einen Igel sollte man nur füttern, wenn es sich um ein Jungtier handelt, das vor dem Winterschlaf weniger als 500 Gramm wiegt. Es kommt auch vor, dass Leute einen Igel über eine Strasse gehen sehen und ihn dann kurzerhand in den nächstgelegenen Wald verfrachten. Das ist doppelt falsch: Igel sind ortstreu und sie sind keine Waldtiere. 

Wie können wir Igeln helfen?

Verletzte oder kranke Igel brauchen fachkundige Hilfe. Sieht man einen Igel und ist unsicher, ob es ihm gut geht, sollte man ihn genau beobachten. Ist er im Sommer mager, hat er wohl ein medizinisches Problem. Ist man unsicher, kann man sich von einer Fachstelle beraten lassen. Wir bieten jeweils von 16 bis 18 Uhr eine telefonische Sprechstunde an. Auch auf unserer Webseite www.igelzentrum.ch finden sich viele Informationen. Wer einen Garten pflegt, kann ihn igelfreundlich gestalten. Zum einen gilt es, Gefahren zu vermeiden: Einen Kellerschacht so sichern, dass kein Igel runterpurzelt. Und vor dem Mähen mit einem Laubrechen sondieren, ob sich kein Tier im hohen Gras unter Büschen versteckt. Zudem kann man Laub und Asthaufen liegen lassen, um Unterschlüpfe zu bieten. Ebenfalls sollte man möglichst wenig Gift im Garten einsetzen – das schont die Igel und ihre Nahrungstiere. 

Über den Autor

Simon Steinemann ist Landschaftsarchitekt und Geschäftsführer des Zürcher Igelzentrums. Er arbeitet seit 25 Jahren für die Igel und hat sich unseren drei Fragen gestellt.