Bio Suisse verbietet das Töten männlicher Küken in der Eierproduktion ab 2026

Bio Suisse hat an der Delegiertenversammlung von letztem Mittwoch das Ende der Kükentötung beschlossen. Damit macht die Branche einen wichtigen und längst überfälligen Schritt für mehr Tierwohl in der Eierproduktion.

 

21. November 2021

In der Schweiz werden jährlich über 3.2 Millionen männlicher Küken gleich nach dem Schlüpfen vergast, weil sie keine Eier legen und nicht zur Mast taugen. Rund 700'000 von ihnen sind Brüder der Bio-Legehennen. Damit soll jetzt Schluss sein entschied der Dachverband Bio Suisse. Ab 2026 sollen für Bio-Eier keine Küken mehr sterben.

Zwei Möglichkeiten um das Kükentöten zu umgehen

Will man in der Eierproduktion keine Küken töten, hat man zwei Möglichkeiten. Die Geschlechterbestimmung im Ei (sogenanntes In-Ovo-Verfahren) oder die Aufzucht der männlichen Küken. Beim In-Ovo-Verfahren wird das Geschlecht des Kükens im Ei bestimmt, indem man mit einem Laserstrahl ein winziges Loch in jedes Ei brennt. Durch dieses Loch wird ein Tröpfchen Flüssigkeit entnommen, anhand der man das Geschlecht ermitteln kann. Die männlichen Eier werden aussortiert, geschreddert und zu Tierfutter verarbeitet. Allerdings kann die Geschlechterbestimmung erst ab einem Zeitpunkt angewendet werden, wo ein Schmerzempfinden des Embryos gemäss wissenschaftlichen Erkenntnissen bereits möglich ist.

Der Druck auf die auf die Branche war schon lange gross

Dass die Praxis des Kükentötens unethisch ist, wird schon lange bemängelt und Tierschutzorganisationen machen immer wieder darauf aufmerksam. Im umliegenden Ausland ist man diesbezüglich teilweise schon weit voraus. In Österreich verzichten die Bio-Produzenten bereits seit 2015 aufs Kükentöten. Deutschland hat diese Praxis ab 2022 generell verboten und ab 2024 ist auch das Töten von Hühnerembrionen im Ei nach dem sechsten Bruttag verboten. Frankreich verbietet das Töten von Küken ab 2023. Auch die Politik in der Schweiz nahm das Thema auf, im Sommer 2021 forderte Nationalrätin Meret Schneider in einer Motion ein Verbot des Kükentötens.

Bio Suisse setzt auf das Zweinutzungshuhn

Adrian Schlageter, Projektleiter Tierwohl bei Bio Suisse sagt, die Kernmessage ihres Ausstiegs aus der Kükentötung sei «alle Küken sollen leben». Daher hätten sie sich für das Zweinutzungshuhn entschieden und gegen das In-Ovo-Verfahren. Ausserdem möchte Bio Suisse weg von den Hochleistungstieren und dadurch den Kreis zwischen Pouletmast und Eierproduktion wieder schliessen. Zweinutzungshühner legen zwar «nur» etwa 240 Eier jährlich anstelle der über 300 Eier der Hochleistungshennen. Sie sind aber nicht bereits nach einem Jahr so ausgelaugt, dass sie ersetzt werden müssen und ihre Brüder setzen schneller Fleisch an. Somit würde sich eine Nutzung von Henne und Hahn lohnen.

Die Konsumenten müssen diese Entscheidung mittragen

Durch die tiefere Legeleistung der Hühner werden Bio-Eier in Zukunft teurer werden. Das Bio-Pouletfleisch dürfte wegen der schlechteren Futterverwertung der Hähne ebenfalls teurer werden. Bio Suisse muss jetzt die Konsumenten mit an Bord holen, denn wenn diese die Entscheidung nicht mittragen und bereit sind für mehr Tierwohl einen höheren Preis zu zahlen, wird es schwierig werden.