Das Bankivahuhn, der Urahne unserer heutigen Hühner, legt jährlich etwa 20 Eier. Unsere modernen Legehybriden legen im Schnitt über 300. Es gibt verschiedene Faktoren, die die Legeleistung von Hühnern beeinflussen. Während das Tag-Nacht-Verhältnis und die Fütterung wichtige Faktoren sind, kommt der Zucht die mit Abstand wichtigste Rolle zu.

Die Geschlechtsbestimmung von Eintagsküken – der Anfang der reinen Legehennen-Zucht

Vor 1940 war Geflügelfleisch hauptsächlich ein Nebenprodukt der kommerziellen Eierproduktion, weil die Technik der Geschlechtsbestimmung bei Eintagsküken noch nicht universell verfügbar war. Zwischen männlichen und weiblichen Küken konnte erst unterschieden werden, wenn sie bereits mehrere Wochen alt waren. Die Hähnchen zu diesem Zeitpunkt zu töten war unrentabel, also wurden sie noch so lange gehalten, bis sie ein marktübliches Gewicht erreicht hatten. Als die Methode der Geschlechtsbestimmung von Eintagsküken verfügbar wurde, begann man Hühner mit unterschiedlichen Merkmalen für Eier (Legehennen) und für Fleisch (Mastpoulet) zu züchten. Die Züchter:innen von Legehennen konnten sich von nun an ausschliesslich auf die genetische Verbesserung der Legeleistung konzentrieren und brauchten keine Rücksicht auf ein Mindestmass an Fleischansatz zu legen.

Unsere heutigen Legehybriden sind eine Kreuzung von verschiedenen hochgezüchteten reinrassigen Inzuchtlinien. Ihre Legeleistung übertrifft die ihrer Eltern, Grosseltern und Urgrosseltern bei Weitem. Genutzt wird der sogenannte "Heterosis-Effekt": Der Nachwuchs von gekreuzten reinerbigen Tieren ist bezogen auf bestimmte Merkmale durchschnittlich leistungsfähiger als die Elterngeneration selbst. Dabei geht es stets um dasselbe: Immer weniger Futter und menschliche Arbeit sollen immer schneller zu mehr Eiern führen.

Sehr viele Eier bekommt man demnach nur von Hybridhennen, deren Legeleistung gezielt über mehrere Generationen maximiert wurde. Kreuzt man diese Hybriden untereinander, wird die gewünschte Legeleistung nicht mehr zwingend weitervererbt und ihre Nachkommen wären völlig unterschiedlich. Unsere Legehennen sind also das "Endprodukt" einer Generationenfolge, das nicht zur Weiterzucht taugt. Sie werden nach ihrer kurzen Nutzungsdauer von 18 Monaten achtlos entsorgt.

Wie viel Schweiz steckt im Schweizer Ei?

Trotz des hohen Eierkonsums kann die Schweiz gut 70% der Eier für den direkten Verzehr durch Inlandproduktion abdecken. Die meisten Konsumenten stellen sich vermutlich vor, dass Schweizer Eier von Hennen gelegt werden, die in der Schweiz geboren wurden und Schweizer Vorfahren haben. Weit gefehlt – es ist viel komplizierter.

Die industrielle Hühnerzucht liegt bei nur vier Linienzuchtbetrieben weltweit. Die Tiere dieser Inzuchtlinien werden in großen Hallen in Käfigen gehalten. Sie sind das Ausgangsmaterial für die Zucht neuer Typen von Hybridhühnern für die Geflügelproduktion. Die Züchtungen, die die höchste Leistung erbringen, werden dann in Massen produziert und in die ganze Welt verschickt. Sie sind die Elterntiere der eigentlichen Legehennen. Unsere "Schweizer" Legehennen stammen also von Tieren ab, die nicht durch unsere "strengeren" Tierschutzgesetze geschützt werden können und so unter Haltungsbedingungen leben müssen, die in der Schweiz längst verboten sind.

Die Generationenfolge der Schweizer Legehennen

 

  • Die Urgrosseltern der Schweizer Legehennen werden in einem Basiszuchtbetrieb im Ausland geboren und aufgezogen.
  • Ihr Nachwuchs, also die Grosseltern der Schweizer Legehennen, wird in einem Linienzuchtbetrieb im Ausland aufgezogen.
  • Deren Nachwuchs sind die sogenannten "Schweizer" Elterntiere. Sie werden im Ausland geboren und innerhalb der ersten 48 Lebensstunden in die Schweiz transportiert. Sie erzeugen nun in einem Vermehrungszuchtbetrieb Bruteier, aus denen Küken schlüpfen.
  • Die weiblichen Küken sind die "Schweizer" Legehennen. Ihre Brüder werden sofort getötet.