Und wieder keine Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen!

Entgegen einer weit verbreiteten Annahme besteht auch in der Schweiz ein massives Streunerproblem. Die unkontrollierte Vermehrung der Streunerkatzen wird noch zusätzlich befeuert durch Privatpersonen, die ihre Freigänger-Katzen nicht kastrieren lassen.

 

13. November 2020


Die Tierschutzverordnung hält zwar ausdrücklich fest, dass Tierhaltende alles Zumutbare tun müssen, um zu verhindern, dass sich ihre Tiere übermässig vermehren, doch in der Realität ist es für den Halter praktisch unmöglich, das Paarungsverhalten seiner Freigänger-Katze unter Kontrolle zu haben. Das Resultat sind geschätzte 100'000 - 300'000 herrenlose Katzen, die sich untereinander, aber auch mit unkastrierten Freigängern weiter vermehren.

Dieses Streunerproblem ist mit viel Tierleid verbunden. In der Umgebung von Bauernhöfen oder Schrebergärten entstehen schnell grosse Katzen-Kolonien auf engem Raum, was zur Verwahrlosung und zur Ausbreitung von Krankheiten führt. Viele Tiere erhalten keine medizinische Versorgung oder finden nicht ausreichend Nahrung und verenden qualvoll. Ausserdem werden jedes Jahr unzählige ungewollte Jungtiere in Tierheime abgeschoben, ausgesetzt oder getötet. Insbesondere in ländlichen Gebieten werden unerwünschte Katzenwelpen noch immer ertränkt oder erschlagen.

Als nachhaltige Massnahme forderten deswegen die beiden Organisationen NetAP (Network for Animal Protection) und TIR (Tier im Recht) zusammen mit über 150 Tierschutzorganisationen, unter anderem auch ProTier, im Rahmen einer Petition mit über 100'000 Unterschriften eine Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen.

Um dieses wichtige Anliegen zu stärken, reichte Nationalrätin Doris Fiala, die das Anliegen der Petition von Beginn an unterstützt hatte, kurz darauf die  Motion "Weniger Tierleid dank Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen" im Parlament ein.

Nachdem aber sowohl der National- als auch der Ständerat die Petition abgelehnt hatten, hat der Nationalrat Ende Oktober nun auch die Motion von Doris Fiala abgelehnt, womit das Geschäft definitiv erledigt ist. Die Tierschutzorganisationen sind enttäuscht über die Haltung des Parlaments, das erneut verpasst hat, sich für eine nachhaltige Lösung der Streunerproblematik einzusetzen. Somit bleibt das Katzenelend weiterhin in den Händen des Tierschutzes, weil die Politik "keinen Handlungsbedarf" sieht.

Weiterführende Links

Zum ProTier Katzenkastrations-Projekt
Offizielle Seite der Petition: www.kastrationspflicht.ch